"Große" Schüler der Burgschule


Hier soll an einige der bedeutendsten Schüler aus fast 300 Burgschülerjahrgängen erinnert werden. 
Die Burgschule hat viele bedeutende Männer herangebildet, die als Lehrer, Wissenschaftler, Arzte, Kaufleute, Verwaltungsbeamte, Minister, Offiziere, Diplomaten, Künstler, Forscher, Richter und Anwälte Überdurchschnittliches geleistet haben. 
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann 
Daniel Thomas Matuszewski
Theodor Gottlieb von Hippel der Jüngere
August Wilhelm Karl Graf von Konitz
Colmar Freiherr von der Goltz 
Gustav Albert Peter
Ernst Wiechert

Es ist hier nicht möglich, ihren Wegen nachzugehen, aber das Bedürfnis, über viele etwas mehr zu wissen, läßt sich nicht verleugnen. 

Was sagen uns diese Schicksale? 

Sie sagen, daß doch etwas aus ihnen oder aus uns geworden ist. 
Doch - ?- Nun, ja: 

  • obwohl der Unterricht [in jener alten Zeit] so mangelhaft war und die meisten Lehrer nichts taugten, 
  • obwohl so viel dummes und unnützes Zeug gelernt werden mußte, 
  • obwohl die Zeit für das Lernen gar nicht geeignet war, 
  • obwohl man die Schule manchmal als eine sehr unliebsame Einrichtung empfand. 
Und diese kleine Aufstellung sagt eigentlich nichts anderes, als daß die Schule es nicht verhindern konnte, tüchtige Menschen von ihrem Weg abzubringen. 

So scheint hinter ihrer Einrichtung wohl doch ein feiner Sinn gesteckt zu haben. Und dieser führte dazu, daß wir unbewußt oder in harter Arbeit oder gegen unseren Willen mehr oder weniger Wissen als geistiges Handwerkszeug in uns aufnahmen, daß uns in unserer charakterlich und seelisch bildungsfähigsten Zeit Leitbilder vermittelt wurden, um uns in deren Geist mit Hilfe unseres Wissens lebenstüchtig zu machen. Nicht alles verdanken wir der Schule. Aber uns alles zu geben, ist auch nicht ihre Aufgabe. Daß aber Burgschüler nicht nur Nehmende waren, sondern auch Gebende wurden, zeigt das Folgende. 

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann 

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Dichter, Musiker, Komponist, Maler und preußischer Kammergerichtsrat, geboren am 24. Januar 1776 in Königsberg, gestorben am 25.6.1822 in Berlin, besuchte seit 1787 die Burgschule. 
Dort bahnte sich eine innige Freundschaft mit dem gleichaltrigen Theodor Gottlieb von Hippel an. Diese Beziehung hatte einen starken Einfluß auf die Entwicklung des bisher von der Umwelt abgesonderten Knaben. Zum ersten Male trat er aus der häuslichen Isolierung heraus, bereits ein unbestechlicher Beobachter seiner Umgebung, begabt mit Witz, Sarkasmus und schöpferischen Eigenschaften. 
Die Burgschule wird damals von dem Direktor Wannowski geleitet, der mit Kant und Hamann befreundet war. 

Er unterrichtet im Geiste der Aufklärung. Die beiden Freunde verdankten diesem aufgeklärten Pägagogen unendlich viel; vor allem Hoffmann. Zwar ragte er in den schulischen Wissenschaften nicht hervor, wenn er sich auch, wohl unter dem Einfluß Hippels, für die Klassiker erwärmte. Sein großes Interesse galt den schönen Künsten, Musik und Malerei. 
Die Charaktere der Freunde waren ausgesprochen gegensätzlich. Hippel, der nachherige große Diplomat und Regierungspräsident, der sich als Beamter des Staatskanzlers Hardenberg während der Befreiungskriege verdient gemacht hat, war überlegt, sachlich, tugendhaft - ausgeglichener Verstandsmensch; Hoffmann sprunghaft, voller Einfälle, Leidenschaft und schöpferischer Kraft - spontane Künstlernatur. 
Mit sechzehn Jahren, im Frühjahr 1792, ließen sich die Freunde an der Königsberger Universität immatrikulieren. Hoffmann belegte ausschließlich juristische Fächer, nicht einmal die zum guten studentischen Ton gehörenden Vorlesungen Kants. 
Die Klarheit der Lehre Kants vom Pflichtdasein des Menschen lag als persönliches Lebenselement viel zu tief im Wesen Hoffmanns, als daß es ihn gereizt hätte, darüber zu philosophieren. Und wer Hoffmanns Erzählerwerk der fast schrankenlos bizarren, dämonischen Fantasie als das eines zügellosen Menschen damit nicht in Einklang zu bringen meint, wird in seinen Briefen und Tagebüchern auf ein Wort stoßen: "er habe zu viel Wirklichkeit". 
1798 ist er Referendar am Kammergericht in Berlin, legt nach gemeinsamer Vorbereitung mit Hippel sein Assessorexamen ab und geht als Richter zum Obergericht nach Posen (1800); zwei Jahre später heiratet er die Tochter des Stadtschreibers von Posen, Michaeline Rorer. Zugleich ereilt ihn eine Strafversetzung nach Plock, die er sich durch Karikaturen des kommandierenden Generals und anderer Stadt- und landbekannter Persönlichkeiten bei einer Karnevalsredoute zuzieht. Er wird dennoch zum Regierungsrat ernannt. 
Zwei Jahre später wird er wegen seiner vorzüglichen dienstlichen Leistungen nach Warschau versetzt, eine Zeit mit intensiver musikalischer und malerischer Tätigkeit. 
"Wie stark Hoffmanns Persönlichkeit das Warschauer öffentliche Leben nach kurzer Zeit beeinflußte, zeigt die unter seiner Führung am 31. Mai 1805 gegründete "Musikalische Gesellschaft". Sie wurde über ihr künstlerisches Wirken hinaus sogar politisch von weittragender Bedeutung, denn es gelang mit ihrer Wirksamkeit, die Spannungen zwischen dem Polentum und den Organen des preußischen Staates weitgehend zu mildern und beide einander näher zu bringen. Die im Winter wöchentlichen Konzertaufführungen der Gesellschaft, deren Programme Hoffmann ausarbeitete und selbst dirigierte, hatten einen so starken öffentlichen Widerhall, daß König Friedrich Wilhelm II. mit einer nahmhaften finanziellen Unterstützung sich als "stiller Teilhaber" an der Sicherung des wichtig gewordenen Unternehmens beteiligte."
Nach dem Zusammenbruch Preußens 1807 gerät Hoffmann in bittere Not und übernimmt die Stellung eines Musikdirektors in Bamberg. Hier wirkt er als Dirigent, Komponist und Bühnenarchitekt bis 1813. Sein Freund Hippel verhilft ihm 1814 zur Rückkehr in den preußischen Justizdienst als Kammergerichtsrat. 

Zur Zurückdrängung demokratischer Regungen im Volk, hervorgerufen durch das erwachte Freiheitsbewußtsein nach den Napoleonischen Kriegen, wurde vom preußischen König eine "Immediatkommission zur Untersuchung und Aburteilung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe" eingesetzt, zu deren Präsident Hoffmann ernannt wurde. Die Kommission hatte die durch den Polizeichef vorgenommenen Verhaftungen zu untersuchen und evtl. zu bestätigen. Zwischen dem sehr rigorosen Polizeipräsidenten v. Kampiz und Hoffmann als Präsidenten der Kommission kam es zu Meinungsverschiedenheiten. Hoffmann befreite durch sein Gutachten einen unschuldig Verhafteten aus der Untersuchungshaft und wies auch die Widerrechtlichkeit der Verhaftung des Turnvaters Jahns nach. Jahn wurde aber auf Befehl des Königs auf die Festung Kolberg geschickt. Jahn verklagte den Polizeipräsidenten, Untersuchungsrichter wurde Hoffmann; er lud den Polizeipräsidenten zum Termin. Die Regierung und der Staatskanzler Fürst Hardenberg selbst bemühten sich um Einstellung des Verfahrens. Hoffmann lehnte mit dem Hinweis ab, daß "auch die höchsten Staatsbeamten nicht außer dem Gesetz gestellt, vielmehr demselben wie jeder andere Staatsbürger unterworfen sind." Er drohte, mit der Kommission zurückzutreten, falls Jahn nicht entlassen würde. 

Im Jahre 1821 forderte Hoffmann seinen Abschied, als eine seiner Ansicht nach unrechtmäßige Verhaftung wieder durch den König gedeckt wurde. Hoffmann wurde beurlaubt. In seinem Märchen "Meister Floh" apostrophiert er diesen "Fall Mühlenfels" und leitet diesmal eine Untersuchung gegen sich selbst ein. Die erste Ausgabe des Buches wird beschlagnahmt. Seine Freunde, darunter auch Hippel, verwandten sich bis zum Äußersten, das Dienststrafverfahren abzuwenden. Hoffmann schrieb eine glänzende Rechtfertigung. 

Trotz fortschreitender, fast vollständiger Lähmung arbeitet er bis zum letzten Tage an seinem literarischen Werk. 


 

Daniel Thomas Matuszewski, Maler

wurde 1774 in Königsberg geboren. Sein Vater war Kammerdiener im Keyserlingkschen Haus, das sehr kunstliebend war; die Gräfin selbst malte und zeichnete mit großem Geschick. Matuszewski besuchte die Burgschule zusammen mit Hippel und Hoffmann, mit denen er befreundet war. Er studierte Jura. Zur Ausbildung als Maler und Radierer ging er 1797 nach London und war 1798 in Paris, 1800 in Wien und Dresden und 1801/02 in Berlin. 1807 hat 
er sich in Rom und dann anscheinend dauernd in Italien aufgehalten. 1827 war er am Lago Maggiore, seit 1832 in Turin mit gelegentlichen Aufenthalten in der Schweiz. Die letzte Nachricht von ihm stammt 1835 aus Turin. 

Matuszewski war Landschafts-, Porträt- und Kirchenmaler. Soweit nachweisbar, befindet sich sein künstlerischer Nachlaß, darunter ein Kantbildnis in der Manier Vernets im Besitz der Familie Merguet in Gütersloh. 

Theodor Gottlieb von Hippel der Jüngere

Theodor Gottlieb v. Hippel d. J. , Verfasser des Aufrufs "An mein Volk" vom 17. März 1813, preußischer Staatsrat, Mitarbeiter des Fürsten Hardenberg, Regierungspräsident in Marienwercer und Oppeln, wurde 1775 in Gerdauen geboren und starb 1843 in Bromberg. Er war ein Neffe des Königsberger Stadtpräsidenten gleichen Namens, der zum Freundeskreise Kants gehörte. 

Zusammen mit Hoffmann besuchte er die Burgschule. Er blieb ihm Zeit seines Lebens in Freundschaft verbunden.

Hippel wurde von seinem Onkel gefördert, aber streng erzogen, studierte Jura, war mit 19 Jahren Auskultator, mit 24 Jahren Land- und Kreisjustizrat bei der Regierung in Marienwerder. Daneben bewirtschaftete er das von seinem Onkel ererbte Gut Leistenau. 1810 zog Staatskanzler Hardenberg ihn zur Mitarbeit an seinem Reformwerk heran, 1813 verfaßte er den "Aufruf an mein Volk", bekannte sich aber erst 1840 als dessen Verfasser. 1814 wurde er Regierungspräsident in Marienwerder, 1823 in Oppeln und nahm 1837 Abschied. 

Seine Güter, die in der Franzosenzeit und den nachfolgenden Notjahren gelitten hatten, wurden verkauft, Gemäldesammlung und Bibliothek gingen in den Besitz des Staates über. Die Gemälde bildeten einen wertvollen Teil der städtischen Kunstsammlungen Königsbergs. 

August Wilhelm Karl Graf von Konitz

August Wilhelm Karl Graf von Konitz, Kommandierender General und preußischer Kriegsminister, wurde 1783 in Podangen bei Wormditt geboren und starb 1852 in Potsdam. 

Er besuchte die Burgschule in Königsberg, begann seine militärische Laufbahn 14jährig, wurde 1799 zum Fähnrich, 1801 zum Secondeleutnant befördert, nahm am Feldzug 1806 teil und geriet in Gefangenschaft. 1809 trat er wieder in die Armee ein, wurde Premierleutnant und zeichnete sich als Adjudant des Obersten v. Hörn im Feldzug 1812 gegen Rußland besonders aus. Er erhielt dafür den Orden Pour le Merite. Im Befreiungskrieg kämpfte er als Kapitän und als Major bei Gr.Görschen, an der Katzbach und bei Wartenburg an der Elbe und wurde mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. 1815 wurde er Kgl. Flügeladjutant und von 1822 bis 1832 Kommandeur des Kolberger Grenadierregiments. Konitz wurde 1835 Generalmajor und 1839 Kommandeur der 1. Division in Königsberg, 1843 wurde er als Generalleutnant zum Kommandeur des VIII. Armeekorps ernannt und vom König im Unruhejahr 1848 zum Kriegsminister berufen. Bis zum ersten Weltkrieg blieben einige Uniformbestimmungen, die er damals verfügt hatte, gültig. Er schied nach 50jähriger Dienstzeit 1848 aus der Armee aus. 

Colmar Freiherr von der Goltz 

Colmar Frhr. v. d. Goltz, Preußischer Generalfeldmarschall, Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspekteur der Festungen, während des ersten Weltkrieges Oberbefehlshaber der 1. Armee in Konstantinopel und der 6. Armee im Irak, Osmanischer Marschall und Pascha. 

Geboren wurde Frhr. v. d. Goltz 1843 in Bielkenfeld Kr.Labiau, gestorben ist er 1916 in Bagdad. 

Er besucht die Burgschule in Königsberg, die Kadettenanstalt in Kulm und die Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde, wird 1861 Seconde-Leutnant und bezieht 1864 die Kriegsakademie. Er nimmt am Feldzug 1866 teil und erhält einen Lungendurchschuß, mit dem er ohne Verband 20 Kilometer bis zum nächsten Lazarett marschiert. 

Goltz hat rege vielseitige Interessen, eigene Ideen und unterwirft sich nicht der Schablone. Seit der Berliner Akademie-Zeit hat er fast während seines ganzen Lebens vor allem auf fachlichem, aber auch auf schöngeistigem Gebiet eine rege literarische Produktion entfaltet. Den Feldzug 1870/71 macht er im Stabe der 2.Armee an der Seite des Prinzen Friedrich Karl mit. Eindruck macht auf ihn das Eingreifen der aus dem Nichts aufgestellten Volksarmee Gambettas, der schließlich bei Orleans geschlagen wird. 

Er wird 1871 Hauptmann im Generalstab und hat "maßgeblichen Anteil an der Bearbeitung des Generalstabswerkes über den Krieg 1870/71". Er gibt 1873 unter dem Titel "Die Operationen der 2. Armee vom Beginn des Krieges bis zur Kapitulation von Metz" seine erste größere kriegsgeschichtliche Arbeit heraus. Er mahnte, den Revanchegedanken Frankreichs nicht zu unterschätzen und auf den erkämpften Lorbeeren nicht auszuruhen. Er dringt mit seinen Ideen 1877 nicht durch, die 1893 verwirklicht wurden; und wird als Kompaniechef strafversetzt. Bereits ein Jahr später wird er zur Teilnahme an französischen Manövern kommandiert und Lehrer an der Kriegsakademie. Er mahnt aufgrund seiner Erfahrungen weiter und schreibt eine kriegsgeschichtliche Studie "Roßbach und Jena", 1881 sagt er bereits den Stellungskrieg voraus. 

Von 1883 bis 1886 ist Goltz Leiter der deutschen Militärmission in der Türkei. In den Jahren 1886-1895 reorganisiert er die türkische Armee. 

Nach Deutschland zurückgekehrt, übernimmt er zunächst die 5. Brandenburgische Division und wird 1898 Chef des Pionierkorps und Generalinspekteur der Festungen. 1892 wird er zum Kommandierenden General des l. Armeekorps in Königsberg ernannt. Er entwirft eine Konzeption der Verteidigung Ostpreußens. Er sieht - im Kriegsfalle - einen Mehrfrontenkrieg voraus und betrachtet als erste Aufgabe des Korps zunächst die Verteidigung Ostpreußens.

1907 wird Goltz Armeeinspekteur, 1911 Generalfeldmarschall und erhält den Orden Pour le Merite für Kunst und Wissenschaft. Bereits 1907 hatte ihm die Königsberger Universität die Ehrendoktorwürde verliehen. 1910 vertrat Goltz den Chef des Generalstabes beim Kaisermanöver, 1911 übernimmt er die Leitung des "Jungdeutschlandbundes", der die erzieherische Betreuung der Jugend zwischen Schulentlassung und Wehrdienst zur Aufgabe hatte. Es war keine vormilitärische Organisation. 

Er wird Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Präsident der deutsch-asiatischen Gesellschaft. Nach dem Sturz der alttürkischen Regierung wird er von 1909 bis 1913 wieder Berater der türkischen Armee. 

1913 nimmt er Abschied, nachdem er 1904 den Gedanken a!s Nachfolger Schlieffens Chef des Generalstabes zu werden, aus verschiedenen Gründen zurückwies. Er meinte, er sei nicht genehm und fürchtete sich vor den oft verspürten Intrigen, denen er nicht gewachsen war: "Die Stimmung der leitenden Kreise geht ... auf Ruhe hinaus und man wittert .. wohl ... mit Recht, daß ich dieser Richtung nicht hold bin ... .

Bei Kriegsausbruch hat man für ihn zunächst keine Verwendung. Er ist tief enttäuscht. Goltz wird als Generalgouverneur in Belgien eingesetzt. Er rechnet von Anfang an mit einem langen und schweren Krieg, hält sich oft in vorderster Linie auf und kritisiert die Massierung der Truppe im Stellungskampf, ein Vorwurf, dem erst zwei Jahre später durch die Ludendorfsche Vorschrift "Die Abwehrschlacht" Rechnung getragen wird. Er ist für eine möglichst schonende Verwaltung Belgiens und widersetzt sich den zu hohen Kontributionen, worin er von maßgebenden Fachexperten (Reichsbankpräsident v. Havenstein und Staatssekretär Helfferich) unterstützt wird. 

Im November 1914 wird Goltz als Berater dem türkischen Hauptquartier zugeteilt. Landungsversuche einer englisch-französischen Flotte auf der Halbinsel Gallipolli werden 
im März 1915 abgeschlagen. 
Goltz denkt an die Verfügbarmachung eines türkisch-bulgarisch-rumänischen Heeres, das in den Süden Rußlands vorstoßen sollte. Um den Nachschub nach der Türkei zu sichern, spricht er sich für eine Besetzung Serbiens aus. Er verwendet sich für diese Pläne persönlich beim österreichischen Generalstabschef Conrad, im Auswärtigen Amt, beim deutschen Generalstabschef Falkenhayn, bei Wilhelm II., beim österreichischen Kaiser und beim österreichischen Ministerpräsidenten. Erst im Herbst wurde Serbien besetzt, die Durchführung der weiteren Pläne Goltz's war nicht mehr möglich, da inzwischen Italien in den Krieg eingetreten und die Haltung Rumäniens fragwürdig geworden war. 

Durch die erfolgreiche Verteidigung der Dardanellen wurdedie Herstellung einer Seeverbindung zwischen Rußland und den Westmächten verhindert. Weitere Ziele waren die 
Besetzung des Suezkanals, was Goltz sofort als unmöglich erkannte, und eine Bedrohung Indiens. Der Versuch, das selbständig zu machende Persien und Afghanistan auf die Seite der Mittelmächte zu ziehen, schlug fehl. Goltz hatte im November 1915 den Oberbefehl über die 6. sog. Irak-Armee übernommen und englische Kräfte bei Kut-et-Amara eingeschlossen. Alle Entsatzversuche wurden zurückgeschlagen. Auch hier setzte sich der 72-jährige Goltz den größten körperlichen Strapazen aus. Er starb einige Tage vor der Übergabe der Engländer am 19.4.1916 an Flecktyphus. 

Gustav Albert Peter

Gustav Albert Peter, Botaniker und Afrikaforscher, ord. Professor der Universität Göttingen und Geh. Regierungsrat, wurde 1853 in Gumbinnen geboren und starb 1937 in Göltingen. 

Er besuchte die höhere Bürgerschule in Gumbinnen und die Realschule auf der Burg in Königsberg, studierte in Königsberg Naturwissenschaften und promovierte 1874. Er war Mitarbeiter am 2. Bande von v. Nägeli's Hieracienwerk (1886-89), habilitierte sich in München 1884 und wurde 1888 Ord. Professor in Göttingen. Er richtete hier das Botanische Institut und den Botanischen Garten ein und veröffentlichte 1901 eine "Flora von Südhannover". 1889 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1910 Geh. Regierungsrat. 1913 begann er seine erste Afrikareise und besuchte Südwestafrika, Kapland, Pretoria und Deutsch-Ostafrika. Er durchforschte das Meru-, das Tanganjikaseegebiet und den Kilimandscharo. Er konnte seine Arbeiten auch nach der Besetzung durch die Engländer weiterführen und kehrte 1919 zurück. Seine Sammlungen gingen größtenteils verloren. 

Als Siebzigjähriger ging er 1925 zum zweiten Mal nach Afrika und wiederholte und erweiterte seine Sammlung auf 50000 Nummern. Er beabsichtigte, das Material in einer "Flora von Deutsch-Ostafrika" aufzuarbeiten, doch erlebte er nur noch das Erscheinen der ersten Lieferungen. 

Ernst Wiechert

Ernst Wiechert, Studienrat, Dichter, wurde 1887 im Forsthaus Kleinort im Kreise Sensburg/ 
Ostpreußen geboren und ist 1950 auf dem Rütihof am Züricher See gestorben. 


1930
Nach seiner Erziehung durch Hauslehrer bis zu seinem elften Lebensjahr kam er 1898 zusammen mit seinem älteren Bruder an die Burgschule und legte 1905 sein Abitur ab. Von 1905 bis 1911 studierte er an der Königsberger Universität Naturwissenschaften, Englisch, Erdkunde, Philosophie und Deutsch. Während seines Studiums war er ab 1906 als Erzieher im Hause des baltischen Barons Grotthus bei Königsberg und Memel tätig. 

1911 legte er sein Staatsexamen ab, ging als Lehramtskandidat bis 1913 zum Friedrichskollegium und dann zur Burgschule in Königsberg, zu der er nach dem Kriege zurückkehrte. 

Im Jahre 1913 hatte er geheiratet und verlor seinen einzigen Sohn während des zweiten Weltkrieges. Von 1923 an unterrichtete er als Studienrat am Hufengymnasium in Königsberg und nach dem Tode seiner Frau am Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin. Ende 1931 heiratete er zum zweiten Male. 1933 trat er in den Ruhestand. 

Wiechert erhielt für den "Hauptmann von Kapernaum" den internationalen Novellenpreis und für "Die Magd des Jürgen Doskocil" den Raabe-Preis. Er hält 1929 seine "Abschiedsrede an die Abiturienten", 1933 eine Rede vor den Studenten der Münchener Universität "Der Dichter und die Jugend" und 1935 an der gleichen Stelle die Rede "Der Dichter und die Zeit", die sich deutlich gegen die damalige Regierung wendet. 

Von 1933-1936 lebt Wiechert in Ambach am Starnberger See, seit 1936 in Wolfratshausen bei München. Im Jahre 1937 schreibt er eine Novelle, die Anspielungen auf die damaligen Machthaber enthält: "Der weiße Büffel oder von der Großen Gerechtigkeit" und zeigt Machtlosigkeit der Gewaltherrscher gegenüber wahrem Menschentum. Bei der Verlesung seiner Novelle wird Wiechert von Beamten der Staatspolizei unterbrochen, er darf nicht weiterlesen.

Im Jahre 1938 tritt er für den verhafteten und nach Verbüßung seiner Strafe widerrechtlich festgehaltenen Pfarrer Niemöller ein und teilt mit, daß er den wohltätigen Einrichtungen der Partei solange seinen Beitrag entziehen und der Familie Niemöller zuwenden werde, bis Niemöller freigelassen sei. Er wird verhaftet und vom 6. Mai bis 30. August 1938 in das Lager Buchenwald gebracht, wo er unter den schweren Strapazen dem Tod mit Mühe entgeht. Unter bestimmten Auflagen wird er entlassen und steht bis 1945 unter Aufsicht der Gestapo. 

In dieser Zeit schreibt er "Das einfache Leben", den "Totenwald", "Die Jerominkinder", die "Märchen". Er sehnt das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft herbei, verhehlt aber später auch gegenüber den Besatzungsmächten nicht seine Enttäuschung über ihr Verhalten. 

Er schreibt "Der reiche Mann und der arme Lazarus", eine Schrift, die als Manuskript von Hand zu Hand geht. Im Jahre 1948 siedelt er in die Schweiz über. 

Für die Würdigung seiner Persönlichkeit und seines Werkes sind seine autobiographischen Aufzeichnungen in "Wälder und Menschen", in "Jahre und Zeiten" und im "Totenwald" von besonderer Bedeutung.