Die Geschichte der Burgschule

1525 verwandelt der Hochmeister Albrecht von Brandenburg den Ordensstaat in das weltliche Herzogtum Preußen und führt in Preußen die Reformation ein. 

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Im Jahre 1255 wird im Zuge der Besitzergreifung des  Samlandes durch den Deutschen Ritterorden an der Mündung des Pregels in das Frische Haff eine Burg gegründet und zu Ehren König Ottokars von Böhmen, der sich an diesem Zug beteiligte, 'Königsberg' genannt. 

Um die Burg entstehen die Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof. 

1457 wird Königsberg Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens. 

1544 stiftet Herzog Albrecht die Königsberger Universität, die "Albertina". 

1657 erringt der Große Kurfürst für Preußen die Souveränität. 

Nach dem Vertrag von Wehlau 1657, der Preußen von der polnischen Lehnshoheit befreite und die reformierte Konfession in Preußen ausdrücklich als gleichberechtigt anerkannte, faßte der Große Kurfürst den Entschluß, der reformierten Gemeinde zu einem eigenen Kirchengebäude und einer eigenen Schule zu verhelfen. Darauf wurde im Jahre 1658 die "evangelisch-reformierte Parochialschule in Königsberg" gegründet. Der Unterricht wurde anfangs in einem Mietshaus erteilt, das in der Nähe der Münze (officina monetaria) gelegen war. Zur Unterhaltung der Schule wurde eine jährliche Kollekte veranstaltet. 

1658 nimmt die reformierte Schule als Vorschule in einem Haus "an der Münze" die Arbeit auf. [Das Gründungsjahr der Schule auf der Burg] 

1664 verleiht der Große Kurfürst in einer Schenkungsurkunde vom 17. August der reformierten Kirchengemeinde einen Landbesitz von hundert Hufen als materielle Grundlage für die zu unterhaltende Schule. 
Die reformierte Lateinschule beginnt ihren Unterricht. 
Den Bauplatz für Kirche und Schule hatte der Kurfürst selbst ausgesucht und am 28. 2. 1662 seine Erwerbung verfügt, jedoch erst im Jahre 1665 der reformierten Gemeinde übergeben. In der Urkunde von 1665 heißt es: 

"Wir Friedrich Wilhelm, bekennen, daß nachdem auf vorhergehende unsere gnädigste Verordnung und Befehl von unserer preußischen Regierung der auf unserer Burgfreiheit zu Königsberg am Schloßteich gelegene Platz und Grund, ... der refornrtierten Gemeinde daselbst zur Auferbauung einer offenen freien evangelischen Kirchen und Schulen  ... eingeräumt worden ist ."
Über die Örtlichkeiten heißt es in der "Geschichte der Burgschule":
"Wenn man um das Jahr 1680 von der Französischen Straße oder vielmehr vom "Thamm" (der den Schloßteich aufstauende Damm, auf dem ein mit zwei Geländern eingefaßter Fußsteig vom Burgkirchenplatz nach dem Schloß führte, wurde erst von französisch-reformierten Flüchtlingen, also nach 1685, bebaut) über den damaligen Schlachthof auf dem heutigen "Burgkirchenplatz" zum Lehndorffschen Garten emporstieg, so hatte man zur Rechten die Burgschule, ein zweistöckiges Gebäude, das trotz seiner Einfachheit und Schlichtheit für die damalige Zeit ein recht stattliches Bauwerk darstellte". Wann die Übersiedlung von dem Haus an der Münze in das eigene Gebäude der Burgschule erfolgte, ist nicht bekannt. 

1697 erweitert Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg den Landbesitz der Burgschule und sagt in seiner Schenkungsurkunde: 

"...der große Gott werde es nicht ungestraft lassen..." und derjenige werde "einen schweren Fluch" auf sich laden, der die reformierte Gemeinde je in ihren Rechten und Freiheiten "auf einige empfindliche Weise kränke oder auch das Gotteshaus und Schule zerstöre . . ." (Garantie der Glaubensfreiheit).
Die Burgschule, im Laufe der Zeit mit den Titeln "Reformierte lateinische Parochialschule", "Reformierte Lateinschule" und "Deutsch-Reformierte Schule" versehen, hatte bald regen Zulauf. Sie soll sogar von Kindern von Engländern und Schotten, die in Polen und Litauen wohnten, besucht worden sein. 

Es wurden zunächst vier Klassen mit vier Lehrern eingerichtet, später kam eine Stelle vorübergehend in Fortfall, erst ab 1813 wird eine fünfte Stelle eingerichtet, 1841 waren es schon neun, 1865 elf und 1914 fünfzehn. 

Die relativ niedrige Zahl der Lehrer bis 1841 täuscht jedoch, denn es war damals üblich, sogenannte Kollaboratoren zu beschäftigen, Studenten, die oftmals von den fest angestellten Lehrern aus deren Gehalt bezahlt wurden. Ihre Zahl war zeitweise bedeutend und betrug bis zu sieben, auch scheint ihr Unterricht nicht schlecht gewesen zu sein, denn vom späteren Rektor Büttner, der an der Schule als Kollaborator tätig war, heißt es, daß er in dieser Stellung "schon bald eine wesentliche Stütze der Anstalt" gewesen sei. 

Ohne Zweifel haben aber die sehr schwankenden Erträge aus den Schulhufen und die daraus resultierende geringe Bezahlung an die Lehrer starke Zumutungen gestellt und die Burgschule mehr als einmal in ihrer Existenz bedroht und in ihrem erzieherischen Niveau gedrückt. Denn oft haben fähige Kräfte der Burgschule wegen ihrer zeitweise zu geringen Gehälter den Rücken gekehrt. 

Seit wann Schulgeld gezahlt wurde, ist nicht festzustellen, doch geht aus einer Bemerkung aus dem Jahre 1747 die Abhängigkeit "der 'Revenüen' der Schulkasse von der Anzahl der Schüler" hervor. Daß wir über den Beginn der Schulgeldzahlungen kein genaues Datum angeben können, verwundert nicht, denn die Einkünfte der Lehrer setzten sich damals aus vielfältigen Beträgen zusammen. Neben dem Gehalt erhielten sie freie Wohnung oder ein Wohnungsgeld, Holz oder Holzgeld, auch Deputat-Getreide und Schulgeld. Zu den Nebeneinnahmen zählten Einkünfte aus den Examina, Haustrauungen, aus der "Begleitung von Leichen'' (oft waren die Lehrer auch zugleich Prediger) usw. 

Den Zweck der Burgschule hatte der Große Kurfürst darin gesehen, daß 

"auch die Jugend evangelisch reformierter Religion im Herzogtum Preußen zur Pietät, christlichen, ehrbaren Tugenden und anderen guten Sitten erzogen und auch in den humanistischen Wissenschaften unter gebührender Disziplin mit allem Fleiß unverirret und unverwirret bei Zeiten angeführt, unterwiesen und unterrichtet werde." 
Konkretes über den Unterrichtsbetrieb erfuhren wir erst ab Ende des Jahrhunderts, ein Zeitpunkt, zu dem das Schulwesen allgemein in keiner großen Blüte gestanden haben soll. Auch die Burgschule hat davon offenbar keine Ausnahme gemacht. 

Während der Pest in den Jahren 1709—11 waren die Schuldörfer fast gänzlich ausgestorben, so daß den Lehrern ein Jahr lang gar kein Gehalt gezahlt werden konnte. Erst kurz vor Ablauf des Jahres zahlte die preußische Regierung an die Schule 300 Thaler zur Unterstützung ... Es war auch (aus Sparsamkeitsgründen) üblich, neu angestellte Lehrer geringer zu besolden, als ihre Vorgänger. 

Der Streit zwischen den Konfessionen scheint im Laufe der Zeit abgenommen zu haben, denn schon 1720 wurde an der Burgschule der erste lutherische Lehrer, Hammerstein, eingestellt, dem mehr und mehr Schüler und Lehrer folgten. Um 1800 betrug der Anteil der lutherischen Schüler schon 75 vH. und aus dem Jahre 1809 erfahren wir, daß die Schule große Schwierigkeiten hatte, überhaupt reformierte Lehrer zu bekommen. Der Wandel zur praktisch konfessionslosen Schule wird sich also bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vollzogen haben. 

Daß von den Unterrichtsfächern das Lateinische in den Mittelpunkt gestellt wurde, war schon dadurch bedingt, daß die Prüfung, die bei dem Übergang zur Universität von den Professoren abgehalten wurde, sich im Wesentlichen auf die lateinische Sprache erstreckte",
lesen wir in der Geschichte der Burgschule. So besagt auch das Schulreglement vom 23. April 1723
Sonderlich sollen die Schüler sich nebenst der so nötigen und nützlichen Gottesfurcht in der Latinität voll üben, damit sie in den künftigen examinibus und vorgängigen exercitiis exploratoriis, so ihnen nach der erforderten Capacität der Klassen, auch nach den wichtigsten Regeln syntaxeos in Beiwohnung auch einiger Herren Kirchenältesten werden diktieret werden, nach Wunsch bestehen mögen." 
Die Anfangsgründe der Mathematik, sowie die historischen und geographischen Wissenschaften wurden dagegen nur wenig betrieben. Es ging sogar soweit, daß „derjenige Schüler, der im Lateinischen auf der Prima saß, auch in Ansehung alles übrigen ein Primaner war, wenn er auch darin ganz zurückblieb." 
"Der Unterricht begann 'praecise Glock sieben', in den Monaten Dezember und Januar um 8 Uhr mit einer gemeinsamen Andacht im Schulsaal, wohin die Schüler, die sich 'bei Zeiten' in ihren Klassen zu versammeln hatten, von den Klassenlehrern geleitet wurden..." 
Der spätere Beginn in den Monaten Dezember und Januar war die Frucht eines "Elternstreikes", über den zu lesen steht: 
"Bis 1724 hatte der Unterricht für das ganze Jahr um 7 Uhr begonnen; das war aber den Eltern offenbar wenig genehm gewesen. Wenigstens setzten sie nach einem Schreiben des Rektors Claeßen vom 15. Januar 1723 der Ausführung dieser Bestimmung passiven Widerstand entgegen. Trotz wiederholter Mahnung waren in den kurzen Wintertagen vor 8 bzw. 2 Uhr nur wenig Schüler zur Stelle. 'Und wenn man', so schreibt Claeßen weiter, 'mit Schlägen ihnen diese Kurzweil will vertreiben, so excusieren sie sich teils mit Zetteln, von ihren Eltern geschrieben, teils drohen sie, nimmermehr wiederzukommen, dergleichen  auch schon passiert ist und lassen noch höhnische und spitzfindige Wörter durch ihren Diener oder Magd einem ins Haus hineinsagen'
"Die Lehrart", so heißt es weiter, "scheint, den Schulverhältnissen der damaligen Zeit entsprechend, bei den Schülern nicht gerade Kurzweil erzeugt zu haben, wenigstens fühlten sie das Bedürfnis, durch häufiges Hinauslaufen etwas Abwechslung in den Unterricht zu bringen. In dem Schulreglement hielt man es deshalb für angebracht, auf eine Einschränkung dieser Unsitte hinzuwirken. Es sollte fortan „aus einer Klasse nur einem nach dem anderen oder höchstens zweien zugleich hinauszugehen vergönnt sein". 
"Halbjährlich, und zwar zu Ostern und Michaelis, fand ebenso wie an den anderen Lateinschulen ein öffentliches Examen statt, wobei Prämien (praemia diligentiae) zur Verteilung kamen. Sie bestanden in Tüten mit Rosinen und Mandeln oder in Papier." Im Jahre 1755 beschloß man auf Betreiben des Steuerrats Magirus, der Unregelmäßigkeiten vermutete, statt dessen klassische Bücher zu verteilen. Hiergegen haben aber die Eltern offenbar protestiert, so daß später nach vielen Streitigkeiten zwar in der Prima drei oder vier Bücherprämien im Werte von 18 Gulden, in den übrigen Klassen aber wieder Papier, Rosinen und Mandeln verteilt wurden. Von 1776 bis 1791 wurden auf Anregung des Schulinspektors Andersch "zur Aufmunterung des Fleißes der Jugend" bei jedem halbjährlichen Examen Bücherprämien im  Werte von 10 Reichsthalern (gleich 30 Gulden) verteilt. 1791 zwang die Notwendigkeit, die Kollaboratoren besser zu bezahlen, von diesem Brauch abzugehen. 

Die Ferien waren nicht reichlich bemessen. Grundsätzlich wurde vor- und nachmittags unterrichtet. Frei waren der Mittwoch- und Sonnabendnachmittag, zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten einschließlich der Festtage vier ganze Tage, ab 1723 nur noch drei Tage. In der Jahrmarktswoche und den drei Wochen der Sommerferien fiel der Nachmittagsunterricht aus. 
Außerdem waren alle Nachmittage vor sämtlichen Festtagen schulfrei: vor den vier Bußtagen fiel seit 1723 zum Ersatz für die "eingezogenen Apostel- und anderen kleinen Feiertage" am Dienstag auch der Vormittagsunterricht aus. Schließlich erhielten die Schüler, die bei der öffentlichen Prüfung nicht durchgefallen waren, einen Tag zur "Recreation" schulfrei. Diesen zeitlichen Beanspruchungen wichen die Schüler auf ihre Weise aus. So schreibt der Rektor 
Schävius am 2. März 1717 an das Kirchenkollegium, daß "zum öftern Knaben aus der Schule blieben, von welchen man nicht wisse, ob sie dazu erhebliche Ursache hätten oder nicht." Man müsse sich mit den "excüsen", die die Schüler beibrächten, begnügen, und so käme es dann vor, "daß Kinder etliche Tage und Wochen ausblieben und den Eltern etwas vorlögen." — "Etwas idyllisch", heißt es in der Festschrift von 1914, "mutet es uns an, daß keine Schlaguhr zur Regelung des Unterrichts in der Schule war. Die Lehrer befanden sich offenbar auch nicht im Besitz einer Taschenuhr, und so waren sie genötigt, Knaben auszuschicken, die nach einer Stadtuhr sehen sollten. Daß diese, wie der Rektor Schävius klagt, vielfältig eine so köstliche Gelegenheit wahrnahmen, um sich zu vergnügen, zeigt uns, daß die natürlichen Triebe bei der Jugend stets die gleichen gewesen sind.

Unter der russischen Besetzung während des Siebenjährigen Krieges scheint der Schulbetrieb nicht wesentlich gelitten zu haben. Während die Burgschule in den Jahren 1737-1773 nur jeweils 40 bis 50 Schüler gehabt hatte, stieg ihre Zahl in den siebziger Jahren auf über 90 an. Im Jahre 1796 erhöhte sie sich auf 105 Schüler und hatte im Jahre 1801 112 erreicht. Zum großen Teil ist dies auf die Verwirklichung einer Reform zurückzuführen, die im Anschluß an eine von Friedrich II. im Jahre 1768 vorgenommene außerordentliche Revision der "großen Schulen in Königsberg" durchgeführt wurde. Grundlage für die Reform an der Burgschule bildete die Instruktion des Hofpredigers Crichton aus dem Jahre 1779

Das Wirken Crichtons, der eine hervorragende pädagogische Begabung besaß, war für die Schule bedeutend. Seine Instruction war von wirklich fortschrittlichen Gesichtspunkten beherrscht. Der Einfluß Comenischer Schriften ist erkennbar. Über die Lehrer sagt er: 
"Es ist nicht genug, sein Amt auf die Art wahrzunehmen, daß von der Obrigkeit nichts dagegen gesagt werden kann, sondern ein jeder muß es so gut tun, als er nur immer kann." 
Und über den Unterricht: 

"Anstatt daß man die veralteten Schulmethoden und Schulsprache beständig beibehalten hat, sollte man sich der besseren Einsichten des jetzigen Zeitalters bedienen, die alte Wildheit und Barbarei einmal vergessen und den mildern Ton der gesitteten Welt einführen..." Und weiter: „Der Unterricht muß vernunftmäßig  sein...Der  Unterricht sollte brauchbar sein ...Der Unterricht muß angenehm sein....Die Strafen dürfen nie ohne Notwendigkeit geschehen...Nichts gelehret, was die Kinder nicht verstehen. Alles dem Verstande, aber auch dem Herzen empfohlen...Aller Orten muß Religion und nicht Theologie gelehrt, und die Kinder müssen zur Gottesfurcht und nicht zum Religionshaß angeführt werden ..."

Ein Faksimile der Crichtonschen Instruction wurde der im Gebäude der Burgschule seit 1945 ansässigen SKOLA No 1 - jetzt GYMNASIUM No 1 - zum fünfzigjährigen Bestehen der Schule 1995 überreicht.
Unter dem Rektorat Wannowskis 1779-1812 erlebte die Burgschule eine Blütezeit. E. T. A. Hoffmann, der jüngere Hippel, Kanitz, Faber und der Maler Matuczewski waren in dieser Zeit ihre Schüler. Am 8. Februar 1786 drückte das Kirchen-Direktorium in Berlin sein "Wohlgefallen über die Bemühung in Aufrechterhaltung der Parochialschule und den eigenen
Unterricht in der Mathematik" aus. Die Inspektoren Andersch und Crichton schreiben am 30. Juli 1789 in einer Eingabe an das Kirchen-Direktorium in Berlin, "daß seit zehn Jahren die Schule immer in einem guten Ruf gekommen sei." In einem Revisionsbescheid der Schulkassenrechnung durch das Kirchen-Direktorium vom 16. Mai 1805 wird bemerkt, daß die deutsch-reformierte Schule zu den größten und vorzüglichsten Königsbergs gehöre, und der Hofprediger und Inspektor (und spätere Direktor der Schule) Weyl bemerkt in einem Bericht vom 28. August 1811, daß die Anstalt "besonders seit 30 Jahren unter den gelehrten
Schulen der Stadt und der Provinz ihre Stelle höchst ehrenvoll behauptet habe." 

Beeinflußt von den Ideen der Aufklärung, wandte sich in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts das allgemeine Interesse in höherem Maße den Gelehrtenschulen zu. Neben einer Verbesserung der Methode erstrebte man eine vernünftige Auswahl des Unterrichtsstoffes und die Sicherung besserer Leistungen. Die realen Fächer gewannen gegenüber den humanistischen weiter an Bedeutung. Zur Förderung des Schulwesens wurde 1787 das Oberschulkollegium in Berlin gegründet. 

Eine Neuerung bedeutete die Einführung des Abiturientenexamens im Jahre 1788. Bisher waren lediglich Prüfungen an der Universität vorgenommen worden, die aber nicht befriedigten. Vielfach hatten sich nur solche Schüler ein Abgangszeugnis geben lassen, die sich um "Benefizien bewerben wollten", es wurde also hauptsächlich von bedürftigen Schülern
verlangt. Die Vorschrift, daß nur Schüler mit Abgangszeugnis immatrikuliert werden dürften, ist von der Universität zum Kummer der Schulen nicht immer beachtet worden. 

Die erste Abiturientenprüfung fand an der Burgschule 1789 statt, und zwar am 29. Juli die schriftliche und am 5. August die mündliche. Geprüft wurden die Schüler Stritzel, Böley, Patschke und Wenni, ihr Alter lag zwischen 17 und 19 Jahren. Die Prüfung selbst können wir heute wohl als milde bezeichnen. So war in Mathematik der pythagoräische Lehrsatz abzuleiten, die Kubikwurzel aus einer gegebenen Zahl zu ziehen und ein Proportional-Exempel zu errechnen. In Latein war eine Ode des Horaz zu übersetzen und ein lateinischer Aufsatz zu schreiben. Die Themen lauteten: De Ciceronis philosophia, De vitae brevitate und De juvenum officiis. Der Aufsatz zum zweiten Thema ist noch erhalten. In Deutsch schließlich gab es insgesamt fünf Aufsatzthemen. Das erste lautete: "Schreiben eines Sohnes an seinen Vater, in welchem er sich erklärt, warum er sich für tüchtig halte, zu höheren Lehranstalten fortzugehen und warum er sich das Studium der Rechte gewählt habe?

Ein Kandidat schrieb dazu, "er hätte sich gern der Gottesgelehrtheit gewidmet, wenn er sich nicht zu schwach fühlte, den in diesem Fach des Studierens so häufigen und wichtigen Unterweisungen der in der Bibel vorkommenden schweren und zweifelhaften Stellen sich zu unterziehen .. - Die Medizin kann ich, wie Ihnen bekannt ist, meiner Umstände wegen nicht studieren, und von einem Philosophen habe ich eine viel zu große Idee, als daß ich mich unterstehen könnte, dieses Fach zu wählen ..." Er wähle das Studium der Rechte allein deswegen, weil ihm nur dieser Weg übrigbleibe und weil er glaube, daß er dereinst in diesem Fach sich sowohl als ein "brauchbares Mitglied der menschlichen Gesellschaft als vorzüglich des Staats" werde zeigen können.
Die Bearbeitung des Themas "Beschreibung eines mit Sturm und Gewitter kämpfenden Schiffes — sollte es wohl ein Bild einer moralischen Erscheinung sein können?" wurde von allen vermieden, auch das nächste Thema "Über die Freude der Arbeitsamkeit" konnte keinen Anklang finden. Das folgende Thema "Welch ein Glück Unschuld für einen Jüngling sei" wurde dagegen von einem Prüfling gewählt. Er wies darauf hin, "wieviele Laster nicht täglich entstehen, die meistenteils Jünglinge zuwege bringen und damit ihren Mitmenschen schaden" und fordert "böse Gewohnheiten abzulegen" und weist auf die Folgen hin, wenn der Jüngling nicht "Lust hat, sich mit Unschuld zu zieren und sich nicht bestrebt, unanständige Dinge so früh als möglich abzulegen." Auch das letzte Thema "Schreiben an einen Freund über die Annehmlichkeiten des Landlebens" fand einen Bearbeiter. Außer den Vorzügen der Hausmannskost für die Stärkung der Gesundheit, die er darzustellen weiß, schreibt er, es sei "nicht allein die Gesundheit das Vorzügliche des Landlebens, sondern auch überhaupt die Annehmlichkeiten und das damit verbundene Vergnügen auf demselben ist unbeschreiblich groß.

Über die mündliche Prüfung liegen keine Nachrichten vor. Alle Prüflinge scheinen bestanden zu haben. 
Die nächsten Abiturientenexamen fanden in den Jahren 1806 bis 1812 statt. 

Nach dem unglücklichen Kriege wurde im Jahre 1809 eine Reform des gesamten Bildungswesens von Wilhelm v. Humboldt angestrebt und in der Folge durchgeführt. Die Burgschule, die dem Patronat der ev.-ref. Kirchengemeinde unterstand, sollte der Stadt übergeben werden, doch scheiterten die Verhandlungen schließlich an dem Verhalten des Kirchenkollegiums, das keinerlei Privilegien an der Schule aufgeben wollte, insbesondere das Recht Lehrer anzustellen und zu besolden und nach wie vor über alle „oeconomica der Schule" zu verfügen. Der Humboldt'sche Plan sah vor, die Altstädtische Schule, das Friedrichskollegium und die reformierte Lateinschule in Gymnasien umzuwandeln, während die Löbenicht'sche Schule zu einer Stadtschule ohne gelehrten Charakter und die Kneiphöfische Schule zu einer Handlungsschule für die Kaufmannschaft umgeformt werden sollte. 

Einerseits wollte in mehrjährigen Verhandlungen das Kirchenkollegium seine Rechte nicht aufgeben, zum ändern war es nicht in der Lage, die finanziellen Mittel für die Burgschule als Gymnasium aufzubringen. Nach langem Hin und Her, verschiedenen Eingaben an den König u. a. m. wurde die Burgschule 1813 in eine Höhere Bürgerschule umgewandelt. Das Friedrichskollegium wurde als Gymnasium vom Staat übernommen, die Altstädtische Schule wurde ebenfalls Gymnasium, während aus der Kneiphöfischen und der Löbenichtschen Schule ebenfalls höhere Bürgerschulen gemacht wurden. 

Die Burgschule erfreute sich sogleich regen Zuspruchs. Direktor Büttner übernahm die Leitung; er schreibt::

"Die neuorganisierte Anstalt bestand aus vier Klassen. Die unterste, die Knaben von 7 oder 8 Jahren aufnahm, wenn sie ziemlich gut deutsch lesen und die Buchstaben schreiben konnten, beschäftigte sich mit den Gegenständen des Elementarunterrichts und beabsichtigte eine Vorbereitung für die eigentliche Bürgerschule. Diese begann erst mit der folgenden Klasse, indem Schulen dieser Art in jener Zeit aus nicht mehr als drei Klassen bestehen durften.
Das Ziel der ersten Klasse und damit der ganzen Anstalt ging dahin, ihren Zöglingen eine solche Bildung für Geist und Herz zu gewähren, die sie im Alter von 15 bis 16 Jahren zum Eintritt in die gewöhnlichen Berufszweige des bürgerlichen Lebens tüchtig machte. Es wurden folgende Fächer gelehrt: Rechnen, Geometrie, Stereometrie, Zeichnen, Schreiben, Geschichte, Gesang, Latein, Deutsch, Geographie, Naturbeschreibung, Physik und Chemie, Religion, Französisch, Technologie, Polnisch für reformierte Schüler aus Polen vorübergehend bis 1821, ferner Biblische Geschichte und für künftige Kaufleute Produkten- und Warenkunde, kaufmännischer Briefstil sowie Englisch und Russisch."
Uns will es heute scheinen, als ob mit diesen Fächern außer denen der Grundschule und einer Objektschule auch solche einer Berufs- und Fremdsprachenschule abgedeckt wurden. Auch die lateinische Sprache wurde in keiner Weise vernachlässigt. Nach Direktor Weyl durfte der Unterricht in der lateinischen Sprache auf keiner Stufe der Bürgerschule fehlen, "da es im ganzen Kreis der Unterrichtsgegenstände kein so umfassendes, übendes und zur allgemeinen Ausbildung der Geisteskräfte gleich wirksames Mittel gäbe, als nach dem Zeugnis der bewährtesten Schulmänner die lateinische Sprache darbietet.

Schon 1813 hatte die Burgschule 110 Schüler, im folgenden Jahr bereits 200, auch nahmen viele Eltern, die für ihre Kinder einen Beruf im Handel oder Gewerbe bestimmt hatten, diese vom Gymnasium und schickten sie in die höhere Bürgerschule. So kamen 1813 und 1814 30 bzw. 38 Schüler der Gymnasien zur Burgschule, mehr als die Kneiphöfische Bürgerschule etwa im Jahre 1818 überhaupt an Schülern zählte (26). Damals war die Burgschule nicht berechtigt, ihre Schüler zur Universität zu entlassen, sie mußten noch die oberen Klassen der Gymnasien durchlaufen. Zwar wünschten viele Eltern, daß auch die Burgschule ihre Söhne in Nebenstunden für die Universität vorbereite. Büttner schreibt, daß die Burgschule dadurch  in "große Versuchung" geraten sei, doch zog man es schließlich vor, die Zöglinge der Schule auch weiterhin an die Gymnasien zu überweisen. 

Nach 1819 erhält sie die Bezeichnung "Burgschule". 1827 wird die Burgschule für den Abgang in bestimmte Berufe den Gymnasien wieder gleichgestellt. 

1842 erfolgte der erste Erweiterungsbau der Burgschule. Der Erweiterungsbau war unzureichend und wurde 1843 in Benutzung genommen. Zwar erbrachte er ein Konferenzzimmer, das "bisher gänzlich gefehlt hatte"; in einem Schreiben an das Kirchenkollegium wird aber geklagt, "daß der Schule angehörende, nicht unbedeutende Sammlungen von Büchern, Instrumenten und Naturalien aus Mangel an geeignetem Raum in den Lehrerzimmern, im Schulsaal und auf dem Hausflur höchst unvorteilhaft und unzweckmäßig untergebracht seien, mithin Bibliothek- und Instrumentenzimmer immer noch sehr schmerzlich vermißt würden." Auch fehlte ein "für eine höhere Bürgerschule sehr wünschenswertes Laboratorium zu chemischen Versuchen." Eine weitere Verbesserung wurde aber nicht herbeigeführt. 

Der Grund zu einer Lehrerbibliothek war bereits 1790 gelegt worden, dank der "Freigebigkeit von Mitgliedern der reformierten Gemeinde und anderer Wohltäter". Im Jahre 1806 waren 29 Bände vorhanden, darunter Schellers "Großes lateinisches Lexikon" mit 7 Bänden, Jägers "Zeitungslexikon" mit 3 Bänden, Schneiders "Griechisch-deutsches Lexikon" mit 2 Bänden, Pfeiffer & Nägeli "Gesanglehre", Härtung "Deutsche Sprachlehre", Poppe "Handbuch der Technologie" und der "Physikalische Jugendfreund" mit 4 Bänden. Im Jahre 1844 enthielt die Lehrerbibliothek 617 Bände mit besonders gut ausgestatteten Abteilungen für Physik, Naturgeschichte und Geschichte, im Jahre 1910 umfaßte sie 4500 Bände. 

Von einer Schülerbibliothek hörte man zum ersten Mal etwas im Jahre 1837, sie umfaßte damals 230 Bände, im Jahre 1844 aber bereits 784 und 1914 rund 2000 Bücher. 

Eine Naturaliensammlung bestand seit 1779; sie umfaßte eine zoologische und eine mineralogisch-geognostische Abteilung. Zu der Sammlung gehörten u. a. 196 ausgestopfte Vögel, ein Geschenk des Direktors Weyl, Amphibien und Fische in Spiritus, eine Conchyliensammlung von 200 Nummern, eine Schmetterlingssammlung, ein kleines oryktognostisches und geognostisches Kabinett mit 300 Nummern, eine Sammlung von Fossilien, Gebirgsarten und Versteinerungen u. a. m. 

Ein Verzeichnis über die Lehrmittel für den physikalischen Unterricht wurde erstmals 1815 aufgestellt; und zwar gab es

"eine große elektrische Maschine nebst Batterie, Isoliergestell, Glockenspiel und andere Apparate, ein Planetensystem, ein Erdsystem, einen Kasten mit mathematischen Körpern, zwei Globen, ein Prisma, eine Hand-Luftpumpe, eine kleine Elektrisiermaschine, ein Junkersches Sonnen-Microscop, ein Magnet und drei große Zirkel.
1831 wurden angeschafft: 
eine Elektrisiermaschine nebst zwei Konduktoren und Flasche, ein allgemeiner Auflader, ein Blitzgemälde, zwei Scheiben zum elektrischen Tanze, elektrisches Pistol, Luftpumpe mit zwei Stiefeln, Fallapparat für luftleeren Raum, Gefrierapparat, Cylinder zum Regen, Heronsball, Kompressionspumpe, ein Pendel, 5 einfache Maschinen nebst Friktionsapparat sowie ein Meßtisch nebst Ketten und Bussole."
Nach und nach wurden die Berechtigungen, die das Entlassungszeugnis der Burgschule gewährte, weiter ausgebaut. 1841berechtigte es zum Studium und der Staatsprüfung eines Wundarztes, während für das Studium der Chirurgie und der Zahnarztkunde schon die Reife für die zweite Klasse genügte. Zugleich bemühte man sich, den Unterricht an den höheren Bürgerschulen weiter zu verbessern. 

Im Jahre 1847 wurden die Ferien neu festgesetzt. Sie dauerten insgesamt neun Wochen, von denen auf den Sommer 4, Ostern und Pfingsten 1.1/2 bzw. 1/2 Woche und auf Weihnachten 2 Wochen entfielen. Im übrigen waren nur noch der Krönungstag, der Geburtstag des Königs und der Tag frei, an dem das Kollegium mit den Schülern zum Abendmahl ging. Bei mehr als minus 20 Grad Reaumur, 25 C, fiel der Unterricht aus. 

In der Mitte des Jahrhunderts stand die Burgschule "nach allen Richtungen hin auf der Höhe", ab 1850 durfte sie ihre Abiturienten auch zur Kgl. Bauakademie entlassen. 

Über die Schulfarben erfahren wir etwas von dem Vater Agnes Miegels, Gustav Adolf  Miegel:

"Als Schulfarben hatten wir schwarz-weiß, und zwar trugen wir schwarze Mützen mit weißer und schwarzer Kante. Im Jahre 1848 publizierte aber die Prima 'schwarz-rot-gold', und mit solchen farbigen Fahnen zog die ganze Schule zum Sommerfest (nach Wilky) hinaus. Die Freude dauerte aber, wie manches Schöne in der Welt, nicht lange. — Die Farben wurden
einfach verboten, und die Prima mußte sich damit begnügen, zu dekretieren, daß dann die Farben der Schule blau-rot seien", 
(nach den Pariser Stadtfarben, die im Revolutionsjahr 1789 nach einer Rede Demoulins im Palais Royal von den Revolutionären als Abzeichen genommen wurden). Zumindest bis 1856 ist es dabei geblieben, denn Miegel hat bis zu seinem Abiturientenexamen ein blau-rotes, gesticktes Käppchen getragen. Im übrigen wird noch bemerkt, daß Miegel, damals mit 76 Jahren einer der ältesten Burgschüler, "noch jetzt mit großem Vergnügen" an seine Schulzeit zurückdenke. Wann die Grün-gold-grünen Farben eingeführt wurden, ist unsicher. 

Im Jahre 1859 wurde die Burgschule mit Wirkung vom 15. Oktober in den neuen Schultyp einer Realschule erster Ordnung (I.O.) umgewandelt. Der lateinische Unterricht in Sexta und Quinta wurde erweitert und das Englische ab Tertia neu eingeführt. 

Die Umwandlung der Schule vom Realgymnasium zur Oberrealschule war 1892 durch die Einführung einer lateinlosen Sexta begonnen worden und wurde 1902 abgeschlossen. Die Schule erhielt nun den Namen "Königliche Oberrealschule auf der Burg". 

Die Umwandlung in eine Oberrealschule sollte zu einer "größeren Verallgemeinerung des realistischen Wissen beitragen". Die Oberrealschulen waren den übrigen höheren Lehranstalten nunmehr völlig gleichgestellt, nur bei ärztlichen Prüfungen mußte die Kenntnis der lateinischen Sprache nachgewiesen werden. Auch wurde zum Eintritt in die Seeoffizierslaufbahn in Englisch und Französisch das Prädikat "gut" verlangt, eine Vorschrift, die später wegfiel. Für die Lehramtskandidaten wurde 1904 unter der Leitung von Direktor Mirisch ein pädagogisches Seminar eingerichtet. Ein Austausch zwischen deutschen und französischen Lehramtskandidaten fand seit 1905 statt. 

Der wieder auftretende Mangel an Raum führte in den Jahren 1905 bis 1907 nach und nach zum Abbau der Vorschule, auch wurde die Direktorwohnung in den Kreis der Schulräume mit einbezogen, im Jahre 1913 wurde der wahlfreie Lateinunterricht eingeführt. 

Wenn mit der Verstaatlichung der Schule auch der finanzielle Druck aufhörte, der früher über der Arbeit der Lehrer gelastet und sie beeinträchtigt hatte, so war eine durchgreifende Verbesserung der räumlichen Verhältnisse noch nicht eingetreten. Diese trat erst nach dem Einzug in den Neubau am Landgraben ein. Während die Burgschule in dem Gebäude am Burgkirchplatz, wenn wir das gemietete Haus an der Münze nicht berücksichtigen, rd. 230 Jahre zubringen mußte und im Gebäude des Friedrichskollegs immerhin auch über 30 Jahre eine Stätte gefunden hat, so blieben ihr in dem neuen und modernen Haus am Landgraben keine 15 Jahre. 

Die Schule am Landgraben entsprach in ihrem Grundriß den Maßen der Restflügel der Ordensburg Lochstädt am Frischen Haff. Vielleicht hat dieser Zusammenhang und ihr Name den Architekten dazu veranlaßt, ihr äußerlich ein etwas burgartiges Aussehen
zu geben. Mutete die Turnhalle, aus bestimmter Perspektive gesehen, nicht an, wie die Außenmauer einer Burg und der Turm wie der Turmstumpf einer Ordensburg? 

Über dem Haupteingang waren, von dem Bildhauer Wilhelm Ehrich in Stein gehauen, die Köpfe von Kopernikus, Kant, Herder und Corinth angebracht. Im Inneren dagegen brachte sie den Jugendstil in dezenter Weise zum Ausdruck. Im Treppenhaus am Haupteingang befanden sich Gemälde des Großen Kurfürsten und Hindenburgs

Das neue Gebäude war modern eingerichtet und umfaßte etwa 16 Klassen. Es hatte eine große Aula mit Bühne, Empore, Orgel und etwa 600 Sitzen, vor der Aula, von dieser nur durch Holzschiebewände abgetrennt, einen schönen, sehr großen Musikraum, über der Aula zwei Zeichensäle mit Nebenräumen, breite Flure, die im Winkel der beiden Flügel und in der Mitte des Hauptgebäudes sich zu Hallen weiteten und auch in den Pausen innerhalb des Hauses nicht das Gefühl der Enge aufkommen ließen. Außerdem verfügte das Gebäude über zwei Physikräume mit allen Installationen und großen Nebenräumen, ähnlich waren der Biologie- und der Chemieraum ausgestattet. Die Direktorwohnung und die Wohnung des Hausmeisters nahm der Bau ebenfalls auf. Unter der Aula befand sich die Turnhalle, auch sie mit einer kleinen Empore, mit einem Zimmer für den Sportlehrer, zwei Umkleideräumen und einem Duschraum. Im Erdgeschoß waren u. a. auch ein Fahrradraum und ein Milchraum eingerichtet, wo man beim Hausmeister Milch und Kakao erhalten konnte. 

Außer dem großen Hof, der fast die Größe eines normalen Fußballplatzes hatte und mit 100-m-Aschenbahn, Sprunggrube, Recks und Barren ausgerüstet war, gab es auch einen Schulgarten, der in den Biologiestunden bebaut und gepflegt werden sollte. 

Außerdem standen dem Direktor und auch dem Hausmeister Gärten zur Verfügung. 

Gelegen war die Schule an einem Grünzug, dem Landgraben, der sich bis Wargen hinzog und an dem auf eine Strecke von 10 km ein gepflegter und schöner Spazierweg entlangführte. Über die Fürstenschlucht, den Fürstenteich, den Hammerteich und die Zwillingsteiche stand er in Verbindung mit der Villengegend Amalienau. Am Landgraben, in unmittelbarer Nähe der  Burgschule, lagen Tennisplätze. Sehr beliebt als Mal- und Zeichenobjekte war ein altes strohgedecktes Bauernhaus unter uralten Pappeln am Landgraben. 

Von 1912 bis 1924 wurde die Schule von Direktor Graz geleitet. Die Schülerzahl betrug in dieser ganzen Zeit etwa 310 bis 340. 1924 war die Leitung der Schule von Direktor Draeger übernommen worden. Zugleich mit der Übersiedlung in das neue Gebäude traten einige Klassen des Hufengymnasiums, und zwar aus dem Zweig des Reformrealgymnasiums, zur Burgschule über. [So kam Heinz Labinsky zur Burgschule!] Ab 1928 überstieg die Zahl der Burgschüler wieder 500 und erreichte ihren höchsten Stand in den Jahren 1929/30 mit 573. Im Jahre 1936 stand die Schule mit 551 Schülern an zweiter Stelle aller Königsberger Oberschulen. 

Im gleichen Jahre übernimmt Direktor Zerull die Leitung der Schule. Sie wird umbenannt in "Oberschule für Jungen auf der Burg". Von den vier ältesten Schulen Königsbergs, dem Altstädtischen, dem Kneiphöfischen Gymnasium und dem Löbenichtschen Realgymnasium liegt nun die Burgschule nach der Zahl ihrer Schüler an der Spitze. Seit 1936 übertrifft sie auch die Schülerzahl des Löbenichtschen Realgymnasiums

Seit Kriegsausbruch stand Direktor Falcke an der Spitze der Schule, aber wie schon oft während des häufigen Direktorenwechsels und nun auch während der Abwesenheit Dr. Falckes, lastet die Hauptverantwortung und Hauptarbeit auf den Schultern von Oberstudienrat Hermann Lange, der der Schule seit 1921 angehört. 

Der Krieg bringt es mit sich, daß auf dem neu hergerichteten Schulhof Wehrmachtsfahrzeuge abgestellt und Baracken gebaut werden, daß die Turnhalle als Lagerraum für Getreide benutzt wird und bald auch die Wehrmacht auf das Gebäude selbst Wert legt. Vorübergehend wird der Unterricht im Hufengymnasium mit vier Schulen zugleich durchgeführt, die sich im Laufe des Tages abwechseln. Später wird ein Teil der Schule ihrem Zweck wieder zugeführt, aber die Spuren ihrer Benutzung durch Nachrichteneinheiten sind recht deutlich. 

Die Klassen lichten sich, kaum wird die Unterprima noch zur Versetzung gebracht und die Zeit der Flakhelfer beginnt, der Unterricht findet in den Scheinwerferstellungen um Königsberg statt. 

Die Reihen der Lehrer und Schüler lichten sich immer weiter, und am 22. Januar 1945 wird der Unterricht eingestellt. 

- Verantwortlich für den Text zeichnet OStD. Dr. phil. h.c. Friedrich Wilhelm Krücken -